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MarterlWenn man unsere heutige Welt so betrachtet, dann fällt die Leere auf, die uns vielfach umgibt. Gott ist nicht mehr das Zentrum des täglichen Handelns, der Glaube ist verdunstet oder zumindest auf ganz persönliche Bereiche beschränkt. Die Ursachen dafür sind vielfältig und nicht nur einseitig zu sehen. Sicher hat sich unsere Welt mit all der Technisierung und Wirtschaft stark verändert, wohl viel verbessert, aber sind hier nicht auch Dinge auf der Strecke geblieben. Selten war die Sehnsucht nach Spiritualität so groß wie heute, die Menschen sind auf der Suche – … doch wonach?

Dabei denke ich oft an die Geschichte mit den Sherpas. Die Expedition war in Vollem Gang und alle schleppten sich im Angesicht der Kälte, des Windes, aber auch des eigenen Schweißes die Anhöhen hinauf. Plötzlich und unerwartet setzte sich der Anführer der Sherpas hin und alle anderen folgten seinem Beispiel. Der Expeditionsleiter kam so schnell er konnte herbei und meinet der Mann hätte sich eine Verletzung oder ähnliches zugezogen. Doch dieser antwortete nur mit ruhiger Stimme, dass er und die seinen nun eine Pause einlegen müssten, damit die Seele nachkommen kann.

Diese Geschichte hat viel tiefen Inhalt. Hetzen wir in unserer Welt nicht ebenso irgendwelchen „ganz wichtigen“ Dingen hinterher oder lassen uns von solchen antreiben. So eine Pause täte uns und unserer Welt auch oft gut, damit wir und sie sich von unserer Triebhaftigkeit ein wenig erholen könnte.

Viele klagen heute über ein Ausgebrannt sein, über ständige Müdigkeit und Überforderung. Kein Wunder, denn wo bleiben den die Minuten der Muße, seinen Gedankenbildern für ein paar Momente nach zu hängen? Ein wenig zu verweilen auf der geistigen Lichtung und durch zu atmen?

Unsere Gottesbeziehung oder auch die Beziehung zur Kirche ist wie das Martel auf dem Bild. Es steht zwar noch da, aber die Straße geht längst einen anderen, neuen, begradigten und schnelleren Weg. Niemand macht mehr einen Halt und verweilt für ein stilles Gebet oder eine kurze Andacht. Alles rast und rennt schnell weiter – keine Zeit, keine Zeit. Die ehemaligen Bilder und Blumen sind auch schon lange verschwunden und eigentlich nimmt niemand mehr so richtig Notiz davon.

Und Gott – wo ist er abgeblieben? Ist er noch Teil unseres täglichen Lebens? Wo geben wir ihm denn heute noch Platz und Raum in unserem hastigen Leben? Wo haben wir denn das letzte Mal bemerkt, dass er noch an unserer Seite ist?

Bleiben Sie das nächste Mal bewusst an einem Marterl oder Wegkreuz stehen. Sie müssen nicht mal beten – nur ein- oder zweimal tief Atem holen und langsam ausatmen. Und einige Augenblicke das hier und jetzt auf sich wirken lassen. Vielleicht gelingt es dann, dass was möglicherweise abhandengekommen ist – wieder zu entdecken.

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