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Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz

Am Boden liegen

„Zum Spott geworden bin ich all meinen Feinden, ein Hohn den Nachbarn, ein Schrecken den Freunden; wer mich auf der Straße sieht, der flieht vor mir.“ (Psalm 31,12)

Jesus liegt regungslos am Boden. Wehrlos, erschöpft, am Ende seiner menschlichen Kräfte. Er liegt da, wie ein verlassener, gequälter Mensch, ausgebeutet und verbraucht, – unbrauchbar geworden. Es ist schwer, dieses Bild auszuhalten – und dennoch muten wir es vielen unserer Mitmenschen heute zu.

Menschen werden auch heute noch weggeworfen, wenn sie ausgebeutet und fertig gemacht wurden – in manchen Ländern ganz legal, denn dort gibt es kein Sozialsystem und keine Gesetze, die diesem Treiben ein Ende setzen. Allerdings lassen sich dort gute Geschäfte machen, denn Sozialabgaben gibt’s ja nicht und die Menschen drängen trotzdem in die Arbeit, weil sie sonst ihren Lebensunterhalt nicht bestreiten könnten.

Es ist eine Situation ohne Aussicht auf irgendeine Hilfe, eine Situation völliger Verlassenheit, – eine Situation ohne einen Funken Liebe – vielleicht kann die Hölle nicht schlimmer sein. Jesus wehrt diese Situation nicht ab, will es auch nicht, denn sie zeigt in ihrer vollen Härte die Unmenschlichkeit und Grausamkeit menschlichen Seins, wie wir nicht selten unseres gleichen und anderen Kreaturen begegnen.

 

Die Menschen habe sich selbst aus dem Paradies gestoßen und bereiten sich die Hölle auf Erden heißt es – an dieser neunten Station treffen wir auf den Inbegriff von Hass, Gewalt, Gleichgültigkeit und Verlorenheit. Jeglicher Widerstand, jegliche Flucht, erscheint zwecklos – es ist die bedingungslose Ausgeliefertheit, der Moment knapp vor der Selbstaufgabe.

Vielleicht eine Gelegenheit, sich darüber Gedanken zu machen, wie viele Sklaven für mich bis zur Erschöpfung arbeiten, damit ich hier so leben kann, wie ich lebe. Wie viel Tränen, Blut und Schweiß an den Gütern meines ganz persönlichen täglichen Bedarfs hängen – ohne dass ich irgendeine Ahnung davon habe. Nimm Dir etwas stille Zeit, ein wenig darüber nachzudenken, wo vielleicht Du in Deinem bisherigen Leben für andere Geschöpfe Gottes, bewusst oder unbewusst, eine Art Hölle bereitet haben könntest – oder durch Deinen Lebensstil in irgend einer Weise förderst.

 

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