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Am Weg nach Emmaus

Die Erzählung von den Emmaus-Jüngern im 24. Kapitel des Lukasevangeliums gilt als biblischer Beleg für die Auferstehung Jesu von den Toten. Berichtet wird darin die Geschichte zweier Jünger, die sich drei Tage nach Jesu Kreuzigung von Jerusalem auf den Weg in den benachbarten Ort Emmaus machen, aus dem der Jünger Kleopas stammte. Beide Wanderer sind niedergeschlagen und hoffnungslos: Jesus – ihr Meister und „Lebensmensch“ – wurde hingerichtet und sein Leichnam offenbar gestohlen, denn das Grab, das sie aufgesucht hatten, war leer. Als sie sich später am Weg darüber austauschen, schließt sich ihnen unterwegs ein unbekannter Wanderer an. Er hört ihnen zu und beginnt ihnen die Zusammenhänge aufzuzeigen. Am Abend teilt er mit ihnen das Brot und ist plötzlich verschwunden. Erst da erkennen die Jünger, dass es sich bei dem Fremden um Jesus selbst gehandelt hatte – sie erkennen ihn erst, als sie ihn nicht mehr sehen.

Wie oft wünschen wir uns Gottes leibhaftige Präsenz in unserem Leben, wenn wir niedergeschlagen und verzweifelt sind, und unsere Hoffnung schwindet? Da wäre es doch fein, würde er nur den Hauch eines Gedankens dazu verwenden, unsere Situation zu einer anderen zu machen, unser Leben zu verändern, von Sorgen und Nöten zu befreien. – Die Realität ist eine andere, und das ist gut so, auch wenn wir es oft nicht verstehen. Wenn wir nämlich genauer hinsehen, so müssen wir erkennen, wie viel von dem, was uns bedrückt, uns den Atem oder die Perspektive raubt, nicht Gottes Wille ist, sondern Dinge, die von Menschen gemacht, ich würde sagen, verbrochen wurden. Ob es nun die derzeitigen Erkenntnisse der globalen Klimakrise, die Not an sauberem Trinkwasser, die Migrations- und Flüchtlingsbewegungen, die Kriege, die ungerechte Verteilung der Ressourcen usw. sind. Vieles davon ist zum überwiegenden Teil ein Ergebnis von Habgier, Neid, Ausbeutung, Unterdrückung, usw. Als Ganzes gesehen – einfach erdrückend, entmutigend. Was uns bleibt ist Hilflosigkeit, das Gefühl der Einsamkeit, des Verlassenseins, der Ausweglosigkeit.

Aber ist es so? – „Wer auch immer ein einziges Leben rettet, der ist, als ob er die ganze Welt gerettet hätte“, heißt es in einem der bedeutendsten Schriftwerke des Judentums, dem Talmud. Auch wenn der Talmud in der uns heute bekannten Form zur Zeit Jesu so nicht vorlag, so waren es doch Vorläufer, die den Juden dieser Zeit geläufig waren.

Ja, als einzelne können wir nicht die ganze Welt retten. Es gibt so viele Aufgaben, so viele Baustellen mit Missständen. Aber wir können uns zusammen schließen, gemeinsam Informationen austauschen, uns gegenseitig die Augen öffnen, den Blickwinkel erweitern. Und dann Ideen entwickeln und Hand dort anlegen, wo sie gebraucht wird, wo es effizient ist. An Stellen oder in Bereichen, wo noch niemand etwas unternimmt. Auch und vielleicht gerade dort, wo niemand erwarten würde, das katholische Laien sich hier für eine bessere und gerechtere Welt einsetzen. Eine Welt in der die Liebe Gottes alle Menschen erreicht.

Diese Situation von Emmaus ist ein gutes Beispiel, den Auferstandenen dort zu erkennen, wo wir ihn nicht vermuten würden. Er geht mit uns, ist mit uns auf der Reise, auch dann wenn wir es gar nicht merken. Er lädt uns ein, immer wieder neu unser Lot, unsere Erdung zu ihm zu finden. Und er weiß über Notwendigkeit und Wichtigkeit der Gemeinschaft. Denn diese stärkt, lässt uns ein geistiges Zuhause haben, ist uns Quelle und Rückzugsort.

Die ICDS erhielt am 8. Februar dieses Jahres die offizielle Anerkennung durch die Kirche. Dies ist ein Auftrag für uns, aus dieser bislang teilweise nur auf dem Papier bestehenden Gemeinschaft eine echte und nachhaltige zu formen. Die Statuten und Richtlinien sind ein wichtiger Bestandteil und nötig für die Zusammenarbeit. Aber viel mehr wiegt, wie wir, jeder einzelne Laien-Salvatorianer diesen Zeilen Leben einhaucht und sie lebendig werden lässt. Indem wir zeigen, was es heißt, an vorderster Front der Verkündigung der Frohen Botschaft zu wirken, mit allen Mitteln, die uns die Liebe Christi eingibt. Die Salvatorianische Universalität ist unser Werkzeug zur Kreativität, zum Entdecken neuer oder verschütteter Talente in uns, die anderen zur Hilfe in ihrem Leben werden.

Die Botschaft von Emmaus ist so lebendig und aktuell, gerade in unseren Tagen. Die Welt braucht uns Laien-Salvatorianer, als einzelne und in der Gemeinschaft, damit wir die richtigen Antworten auf die Fragen und Nöte der heutigen Menschen finden. Unsere Sprache ist die Liebe Gottes, die uns verbindet. Für uns gibt es keine erste, zweite oder dritte Welt, sondern nur diese eine, von Gott uns gegebene. Sie ist uns anvertraut und wir dürfen sie nutzen, aber nicht ausbeuten und zerstören.

Die Karwoche und das Fest der Auferstehung Christi lädt ganz besonders zur Besinnung ein, zur Reflektion des eigenen Lebensweges und der Neujustierung. Rufen wir uns dazu auch das alte Gebet aus dem 14. Jahrhundert in Erinnerung, in dem es heißt, Jesus hat keine Hände, nur unsere Hände, um seine Mission heute zu erfüllen. WIR sind gerufen und berufen – ob gelegen oder ungelegen – in die Fußstapfen Christi und des Seligen Franziskus Jordan zu treten und als Salvatorianer die Liebe Gottes zu allen Menschen zu bringen. Damit untrennbar verbunden ist der Schutz des Lebens und die Bewahrung der Schöpfung. Möge uns Gott auf unserem salvatorianischen Sendungsweg immer zur Seite stehen.

Der Herr ist auferstanden – er ist wahrhaft auferstanden! – Amen.

Ein frohes und gesegnetes Osterfest!

Das Generalkomitee der ICDS

Bildquellen

  • Emmaus-sm: © https://www.laiensalvatorianer.at/spiritual