Ich fahre mit dem Zug nach Graz. Ich bin müde und froh, ein Abteil für mich alleine zu haben. In Wiener Neustadt steigt jemand zu, ich stelle mich schlafend. Plötzlich öffnet er eine Pralinenschachtel und fragt zögernd: Möchten Sie auch eine? Ich nehme dankend an, wir kommen ins Gespräch, ich erfahre, wo und was er arbeitet, die Zeit vergeht im Nu.

 

Der Wiederbelebungsversuch ist gelungen.

 
In der U-Bahn in Wien am Morgen. Die Fahrgäste gähnen noch, der Weg in die Arbeit ist mühsam. Plötzlich eine Stimme aus dem Lautsprecher: „Einen wunderschönen guten Morgen und denken sie daran, ein Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag! Übrigens, wir erreichen in Kürze den Schwedenplatz.“ – Ein richtiger Ruck geht durch den Waggon. Der eine und die andere lächeln wirklich.

 

Der Wiederbelebungsversuch ist gelungen.

 
Am Sonntag in der Kirche. Es ist mucksmäuschenstill. In jeder Bank sitzt eine Person. Möglichst weit weg voneinander und weit weg vom Altar. Es schickt sich nicht an heiliger Stätte zu plaudern. Plötzlich beginnt ein Kind zu schreien. Die Reaktionen sind verschieden. Aber es kommt Leben in den Raum. Der „Störfall“ wird fixiert. Durchaus nicht unfreundlich, teilweise auch verständnisvoll. Da die Mutter das Kind nicht beruhigen kann, verlässt sie mit ihm die Kirche. Alles ist wieder normal.

 

War es vielleicht ein Wiederbelebungsversuch des lebendigen und menschenfreundlichen Gottes?

P. Erhard Rauch SDS

 

aus: „aufatmen“ , CDS – Auferstehungskalender 2001