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GefangeneWenn, was wahrscheinlich die Mehrzahl betrifft, nicht wirklich ein Angehöriger oder Bekannter wegen einer begangenen Straftat einsitzen muss, so stößt diese Forderung schnell auf Unverständnis. Warum soll ich Gefangene besuchen, die gehen mich doch nichts an, mit denen möchte ich nichts zu schaffen haben – so oder ähnlich wäre wahrscheinlich die Antwort.

Auf der anderen Seite ist im Normalfall ebenso mit wenig Verständnis eines Gefangenen zu rechnen, wenn er plötzlich mit dem Besuch einer ihm völlig fremden Person konfrontiert wird.

Doch Gefangene ohne sichtbares Gefängnis gibt es mehr um uns, als wir auf den ersten Blick vermuten würden. Schauen wir uns doch einmal mit der nötigen Sensibilität um. Schon bald entdecken wir in so manchen unserer Angehörigen, Freunde, Kollegen und Mitmenschen ebenso Gefangene, allerdings in anderem Sinn. Es muss jemand nicht real hinter Gittern sitzen, um sich wie in einem Gefängnis zu fühlen. Familie, Partnerschaft, Beziehungen, aber auch verschiedenste Arten von Sucht können den Betroffenen in die pater_misericordiae-202x300Isolation, in ein inneres Gefängnis drängen. Des Weiteren führen gesellschaftliche Zwänge oder das soziale Umfeld in manchen Fällen zur inneren Isolation und können so zu einem Kerker werden. Oftmals sind Alleinstehende oder Kranke Gefangene ihrer selbst und bedürfen regelmäßiger liebevoller Zuwendung.

Betroffen sind auch Menschen, welche unter den verschiedensten Formen von „Mobbing“ leben müssen, und sich dagegen nur wenig oder gar nicht wehren können. Sie errichten mit der Zeit bewusst oder unbewusst eine „Mauer“ oder einen „Turm“ um sich und ihre Seele. Regelmäßige Besuche und besonders die Anteilnahme am Leben der Betroffenen sind hier ein echtes Lebenselixier. Deshalb ist es so notwendig „Gefangene“ zu besuchen, sich für ihre Lebenssituation zu interessieren – denn gemeinsam lassen sich Wege in die Freiheit leichter erkennen und bewältigen.

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