Die Botschaft des Osterfestes ist: Jesus lebt!
Eine Frau, Maria Magdalena, war jener Mensch, der als erster die Frohe Botschaft verkünden durfte – und musste. Denn einmal mehr war es etwas Radikales, mit dem Gott den Menschen klar zu machen versuchte, dass ihre Regeln und Hierarchien für ihn keine Gültigkeit haben.
Zurück zu den Wurzeln …
Fünfzig Tage nach Ostern waren die Jünger Jesu in Jerusalem versammelt. Warum? Sie feierten ein Fest, das jüdische „Schawut“ welches sieben Wochen und einen Tag nach dem Passahfest gefeiert wird. Es ist das Fest der Ernte (2. Buch Mose 23,16) oder der Tag der Erstfrüchte (4. Buch Mose 28,26). Es erinnert auch an die Übergabe der zweiten Zehn Gebote von Gott durch Mose an das Volk Israel. Und zweifellos hat dieses Fest das christliche Pfingstfest inspiriert.
An diesem Tag aber geschah etwas völlig unerwartetes. Plötzlich erhob sich vom Himmel her ein Dröhnen wie von einem Sturm. Die Jünger sahen etwas wie züngelndes Feuer, das sich auf sie niederließ: Der Heilige Geist hatte sie erfüllt. Dieser gab ihnen die Fähigkeit, sich in fremden Sprachen zu verständigen. Juden, die aus aller Welt zum Schawuot angereist waren, kamen herbeigelaufen und waren verwundert, dass sie die Apostel in ihren eigenen Sprachen reden hören konnten. Die einen sahen darin ein Wunder Gottes, andere hingegen hielten die Jünger für betrunken. Petrus hielt bestärkt durch den Geist Gottes vor der Menschenmenge eine Rede. Er verkündete, dass Jesus der von den Juden erwartete Messias sei und forderte anschließend die Zuhörer auf, ihr Leben zu ändern und sich taufen zu lassen. Etwa dreitausend Menschen folgten dieser Aufforderung und so wurde an diesem Tag die erste christliche Gemeinde begründet.
Die Apostelgeschichte (→ vgl. Apg 2, 1 – 42) berichtet von einem großen Getöse, einem Dröhnen, – was kann das bedeuten? Vielleicht war es erst ein Raunen, dann ein Aufruhr, der den plötzlich einsetzendem Enthusiasmus und das echte Verstehen kundmachte. Was es genau war, können wir heute nicht mehr sagen. Doch eines ist gewiss, es war die Geburtsstunde unserer Kirche. Es war das Zeichen des Hl. Geistes, der über die Menschen ausgegossen wurde – und daran soll uns das Pfingstfest erinnern und ermutigen. Es ist nicht der Beginn von etwas vollkommen Neuen, sondern die Fortsetzung des Osterfestes. Pfingsten stellt so etwas wie eine Garantie dar, dass die Auferstehung Jesu von Ostern und die damit verbundenen Verheißungen immer noch gültig sind.
In der Apostelgeschichte werden die Ereignisse am Sinai mit dem Geschehen am Pfingsttag in Verbindung gebracht. Der Verfasser Lukas wollte wohl deutlich machen, dass nun eine neue Gesetzgebung für die neue Gemeinde erfolgte, so wie damals die Gesetzgebung am Sinai. Das sogenannte „Pfingstwunder“ war die Fähigkeit der Jünger, in allen Sprachen zu sprechen und alle Sprachen verstehen zu können. Aus christlicher Sicht wurde damit einerseits die alttestamentliche babylonische Sprachverwirrung aufgehoben, womit Gott einst die Arroganz der Menschen während des Turmbaus zu Babel bestraft hatte. Weiterhin steht dieses Wunder dafür, dass die Botschaft von Jesu Christi allen Menschen, unabhängig von Nationalität, Volkszugehörigkeit oder Geschlecht, gilt. Der Heilige Geist überwindet alle Verständigungsschwierigkeiten zwischen den Menschen, – und auch zwischen Mensch und Gott.
Und heute …
Die Jünger wollten vermitteln, dass Jesus durch den Heiligen Geist auf eine neue, persönliche Weise mit den Menschen verbunden ist. Die Jünger begriffen den Heiligen Geist als reale Gegenwart und als Gabe und Geschenk. Der Heilige Geist steht in der gläubigen Gemeinde dafür, dass verschiedene Rassen, Sprachen und Begabungen eins und miteinander verbunden sind. Jede Trennung ist aufgehoben. In der Pfingstpredigt des Petrus bedeutet christlicher Glaube auch: auf die tätige Reue folgt die Taufe auf den Namen Jesu Christi. Der Glaube an Jesus Christus ist Voraussetzung für den Empfang des Heiligen Geistes. Nach dem Neuen Testament ist jeder Christ ein „Tempel des Heiligen Geistes“ (1. Korinther 6, 19). Er soll die Christen mit Mut und Kraft erfüllen und ihnen verschiedene Begabungen schenken.
Darin leitet uns auch die Salvatorianische Charter im Kapitel 2 – Sendung. Denn es heißt dort: Wir sind als Salvatorianer berufen die Frohe Botschaft mit allen Mittel, die uns die Liebe Gottes eingibt zu verkünden, – ob gelegen oder ungelegen. Insbesondere durch das Zeugnis unseres Lebens, unseres Verhaltens, durch das, was und wie wir es tun. Wir sind als Apostel der heutigen Zeit berufen, Gottes Liebe den Menschen nahe zu bringen.
Wo und wie?
Ganz einfach dort, wo es möglich und nötig ist. Und nötig ist es gleich in unserem eigenen Umfeld, zu Hause, in unserer Familie, an unserem Arbeitsplatz, in unserer Gemeinde, überall, wo wir mit anderen zusammentreffen.
Jedoch nicht belehrend oder von oben herab. Erinnern wir uns an die Radikalität Gottes, von der schon am Beginn die Rede war. Gott sucht sich einfache Menschen als Propheten, wird in einem Stall geboren und eine Frau verkündet als erste die Frohe Botschaft. Genau das kann und soll jeden von uns Mut machen, unsere ganz persönlichen Talente und Fähigkeiten in den Dienst der Verkündigung zu stellen. P. Jordan hat uns dazu berufen:
Solange noch ein einziger Mensch auf Erden ist,
der Gott nicht kennt und über alles liebt,
darfst du keinen Augenblick ruhen.
Franziskus Maria vom Kreuz Jordan
Geistliches Tagebuch II, 1-2