Papst Franziskus hat bei seiner Morgenmesse am Montag in der Residenz Santa Marta über den „Satz, der tötet“ meditiert. Ein Satz, der den Heiligen Geist abblockt: „Das ist (schon) immer so gemacht worden“. Ein Satz, der dem Heiligen Geist Widerstand leistet, sagte der Papst. Gott ist anders: Gott überrascht uns, wir aber müssen uns seinem Wirken öffnen.
Ausgangspunkt der Papstpredigt waren wie gewöhnlich die liturgischen Texte des Tages, diesmal die Lesung aus der Apostelgeschichte (11,1-18), in der Petrus der wachsenden frühchristlichen Gemeinde auseinandersetzt, warum auch Nicht-Juden ein Anrecht auf Christus haben; Petrus selbst war dies dank einer Vision klar geworden. Der Heilige Geist bewegt die Kirche, er ist quasi der Motor, der Antrieb, so Papst Franziskus.
„Der Geist ist die Gabe Gottes, dieses Gottes, unseres Vaters, der uns andauernd überrascht. Der Gott der Überraschungen… Warum? Weil er ein lebendiger Gott ist, einer, der in uns wohnt, ein Gott, der unser Herz bewegt, ein Gott, der in der Kirche ist, mit uns geht und uns unterwegs immer überrascht. Und so, wie er Kreativität bei der Schöpfung der Welt hatte, so hat er Kreativität beim Schaffen neuer Dinge – jeden Tag. Gott, der uns überrascht.“
So viel Kreativität könne auch einmal Schwierigkeiten schaffen, räumte der Papst ein. So wie damals für Petrus, dem die anderen Jünger Vorhaltungen machen, weil „auch die Heiden das Wort Gottes angenommen hatten“. Für die frühen Christen sei das ein Skandal gewesen, erklärte Franziskus. Petrus aber habe nach seiner Vision eine mutige Entscheidung getroffen, „er war dazu in der Lage, die Überraschung Gottes anzunehmen“.
„Von der Zeit der Propheten bis heute gibt es die Sünde, sich dem Heiligen Geist zu widersetzen: Widerstand gegen den Heiligen Geist. ,Das ist schon immer so gemacht worden, das wird weiter so gemacht´. Geh weg mit diesen Neuerungen, Petrus, sei ruhig, wirf dir eine Pille ein, für die Nerven. Sei ruhig… Das ist das Sich-Verschließen vor der Stimme Gottes.”
Gott selbst habe ganz anders zu seinem Volk gesprochen, sagte Franziskus: Verhärtet euer Herz nicht wie eure Väter (Psalm 95). Und nochmals nahm Franziskus den „Killer-Satz“ aufs Korn, „diesen Satz, der immer alles abblockt: ,Das ist schon immer so gemacht worden´. Das tötet. Dieser Satz tötet Freiheit, tötet die Freude, tötet die Treue zum Heiligen Geist, der immer nach vorn handelt und so die Kirche voranbringt. Aber wie kann ich wissen, ob etwas vom Heiligen Geist kommt oder vom Geist der Weltlichkeit, oder ob es der Geist des Bösen ist? Wir müssen um die Gnade der Unterscheidung bitten, und uns Zeit zur Reflektion und zum Zuhören einräumen. Das Instrument, das uns der Geist selbst gibt, ist die innere Stimme der Unterscheidung. Es ist nötig, von Fall zu Fall zu unterscheiden, wie man etwas bzw. was man tun muss. Das ist, was die Apostel gemacht haben: sie haben sich versammelt, sie haben gesprochen und gesehen, dass dies die Straße des Heiligen Geistes ist.“
Diese Predigt des Papstes ist ein Aufruf, ja fast ein Befehl für uns SalvatorianerInnen, unsere Berufung wieder mehr zu fokussieren, uns (neu) aufzumachen dem Geist zu folgen, alle Mittel die uns gegeben oder zu Verfügung stehen, einzusetzen und die Liebe Gottes zu unseren Nächsten zu bringen. Den Schatz der Universalität, dieses wunderbare Werkzeug, hervor zu holen und damit zu arbeiten. Der Spruch aus der P. Jordan Regel: „Tritt ein ob gelegen oder ungelegen …“ bekommt hier neue Nahrung. Versuche auch das Ungewöhnliche, das noch nie Dagewesene, habe keine Scheu vor neuen Ideen, usw.
Der angesprochene tödliche Satz kann jedoch noch weit mehr Gesichter haben: er begegnet uns überall dort, wo wir uns Neuem oder Neuartigem, auch Andersartigem, verschließen, wo wir Vorurteile gebrauchen, um es weiter bequem zu haben; wo wir der Trägheit Raum geben und sie gewähren lassen. Wo wir den Respekt und die Toleranz gegenüber unserem Nächsten vergessen – oder ganz bewusst auslassen ….
Quelle: RV vom 8.5.2017